Die erste große Tour des Jahres führte uns nach Sardinien. In einer 3 Mann Gruppe sind wir über Livorno mit der Fähre auf die zweitgrößte Insel des Mittelmeer gefahren. Der Start der Tour war am 1.Mai 2002 und endete am 11. Mai 2002. Insgesamt waren wir etwa 3900km unterwegs.
Teilnehmer: Martin, Werner und Werner 2

Tag 1, Mittwoch 1.5.2002 445 km
Bis an die Grenze
Wien – Guntramsdorf – Gloggnitz – Feistritzsattel – Birkfeld- Mixnitz – Peggau – Gratwein – Köflach – Packsattel – Wolfsberg – Völkermarkt – Ferlach – Arnoldstein

Guntramsdorf

Treffpunkt ist die Tankstelle Guntramsdorf. Hermann ist auch gekommen, er fährt mit uns bis Mittags mit. Bis Gloggnitz fahren wir auf der Autobahn, der Feistritzsattel ist unsere erste Bergwertung. Durchs Feistritztal fahren wir bis Birkfeld, dann hinüber nach Mixnitz. Die Mittagspause ist nun fällig, wir genießen die Backhendl, nur Hermann ist traurig, er muss wieder nach Hause fahren. Wir umfahren Graz auf kleinen kurvigen Straßen und erreichen Köflach. Die Pack ist schön ausgebaut, der Griffner Berg ist keine Herausforderung für uns, nach Völkermarkt geht es Richtung Rosental und in Feistritz noch eine Jause. In Arnoldstein finden wir eine zu teure Privatpension und essen noch ein Gordon bzw. Schnitzel.

Tag 2, Donnerstag 2.5.2002 579 km
In Richtung Fähre
Arnoldstein – Tarvisio – Gemona – Osoppo – Portoguaro – Venezia – Ferrara – Bologna – Massa Marconi – Porretta Terme – Bagni di Lucca – Lucca – Livorno

Das Frühstück ist wie früher, zwei Semmeln, Butter und Marmelade. Hierher kommen wir nicht wieder. Durchs Kanaltal fahren wir bis Gemona und bis vor Pordenone. Nun geht es auf die Autostrada Richtung Venezia. Nach Padova müssen wir das Regengewand anziehen. Nach Bologna fahren wir auf die Bundesstraße über den Apennin. In Porretta Terme ziehen wir das Regengewand aus und kaufen uns Kaffee und Kipferl. Wir wollen nun auf die SS 12 wechseln und fahren Richtung Bagni di Lucca. Der Regen fängt wieder an, ab ins Gewand und wieder weiter. In Lucca der übliche Stadtverkehr und danach auf der Autostrada nach Livorno. Den Hafen kennen wir ja schon gut, wir checken ein, und fahren wenig später auf die Fähre. Die Mopeds werden angebunden, wir gehen in unsere Kabine. Die ist groß, fünf Personen hätten hier Platz und die Dusche ist nach dem anstrengenden Tag herrlich. Abendessen noch im Selbstbedienungsrestaurant und danach fallen wir müde in die Koje.

Tag 3, Freitag 3.5.2002 84 km
Zelt aufbauen oder im Container wohnen
Olbia – Arzachena – Palau – Santa Teresa – Torre Vignola

Die Nacht am Schiff war bis auf einige Schnarchgeräusche ruhig, wir werden von der Durchsage, dass wir bald in Sardinien eintreffen geweckt. Aufs Deck kommen wir nicht hinaus, in der Bar gibt es Kaffee und Kipferl. Die Fensterscheibe ist nass, es wird doch nicht regen? Es regnet wirklich, aber vorerst sieht es nicht so schlecht aus. Wir fahren aus Olbia heraus Richtung Arzachena. Der Regen wird nun aber doch stärker und wieder einmal ins Regengewand. Nach Arzachena zweigen wir ab, ich erwische die falsche Abzweigung und wir landen auf einer unbefestigten Strasse. Es ist unangenehm hier zu fahren, die Strecke ist recht aufgeweicht und rutschig. Die Passage lassen wir aber problemlos hinter uns, nur unsere Motorräder sind recht schmutzig. Dies erfreut meinen beiden Mitreisenden nicht sehr, wo werden sie die Bikes waschen können? Bei Torre Vignola ist der Campingplatz, wir stellen unsere Mopeds ab und warten. Der Regen scheint aufzuhören, aber wann? Nehmen wir uns einen Container? Zuerst frühstücken, dann eine Campingplatzbesichtigung, es wird immer heller und schlussendlich entschließen wir uns, das Zelt aufzubauen. Wir haben uns eingerichtet, die beiden Werners organisieren einen Kübel und der kurze Schlauch der Wasserentnahme wird zum Waschen umfunktioniert. Abends genießen wir Pizza, und später gibt es eine Flasche Vino Rosso.

Tag 4, Samstag, 4.5.2002 375km
In die Berge und zur Westküste
Torre Vignola – Aglientu – Tempio – Perfugas – Nulvi – Ploaghe – Thiesi – Romana – Monteleone – Villanova – Bosa – Alghero – Sassari – Castelsardo – Torre Vignola

Castelsardo

Castelsardo

Die Sonne scheint, der mitgenommene Falttisch ist äußerst angenehm und das selbst gemachte Frühstück schmeckt, was willst du mehr. Nach Aglientu geht es kurvig hinauf, die Straße ist schön, wie alle Straßen auf Sardinien. An Tempio vorbei, ein paar dunkle Wolken ziehen vor uns her. Wir bekommen nur ein paar Tropfen ab, und die Straße ist leider nass. Bald ist sie aber trocken und jetzt macht das fahren wieder richtig Spaß. Wir kaufen unser Mittagessen in einem Supermarkt und finden eine schöne Stelle zum Rasten. Es ziehen zwar immer Wolken vorbei, aber regnen wird es heute nicht mehr. Nach Monteleone geht es in schönen Kehren hinauf, wir haben hier einen schönen Ausblick auf die Berge. Wieder hinunter nach Villanova und Richtung Bosa. Der Steilküste entlang fahren wir Richtung Alghero. Hier eine Jause, und danach durch Sassari Richtung Castelsardo. Die Straße entlang der Küste ist wieder herrlich zum Motorradfahren, und bringt uns am Campingplatz zurück.

Tag 5, Sonntag, 5.5.2002 230 km
Costa Smeralda
Torre Vignola – Santa Teresa – Palau – Capo d‘ Orso – Porto Cervo – Olbia – Telti – Calangianus – Tempio – Aggius – Trinita – Torre Vignola

Vorerst fahren wir der Küste entlang bis Santa Teresa. Nach Palau geht es Richtung Capo d‘ Orso. Das Bären-Kap ist aus Granit geformt, bei einem der Felsen ist mit Fantasie ein Bärenkopf zu erkennen. Wir steigen den steilen Weg hinauf, als Belohnung erhalten wir einen herrlichen Ausblick auf das Madalena Archipel und ins Landesinnere. Wieder hinunter und weiter Richtung Porto Cervo. Bei Baia Sardinia ein schöner Hafen, hier ist unsere Mittagspause. Porto Cervo selbst ist fast menschenleer, der Ort wurde erst in den 60er Jahren errichtet. In der Hauptsaison ist hier der teuerste Abschnitt der Insel. An der Costa Smeralda entlang fahren wir Richtung Olbia. Nun wieder in Hügel und dadurch vielen Kurven der Insel. Wir fahren an einer Motocross Piste vorbei, durch eine Hochebene mit vielen großen zerstreuten Granitsteinen, an Tempio und Agguis vorbei, und nach Trinita wieder an die Küste. In Isola Rossa eine Jause, und noch einmal die Küste entlang Richtung Campingplatz.

Tag 6, Montag, 6.5.2002 357 km
Vom Norden in den Süden
Torre Vignola – Aglientu – Tempio – Oschiri – Ozieri – Nughedu – Bultei – Bono – Oniferi – Orani – Gavoi – Tonara – Gadoni – Sadali – Esterzili – Escalaplano – Ballao – San Vito – Torre delle Saline

Heute bauen wir unser Zelt ab, wir fahren in den Süden der Insel. Ab Tempio ist die Strecke für uns neu. Es folgt nun Kurve um Kurve, an einem Stausee vorbei, Oschiri ist erreicht, jetzt wieder weniger Kurven. In Ozieri kaufen wir unser Mittagessen ein, ein einen kleinen Ortschaft finden wir einen geeigneten Platz zu Essen. Weiter fahren wir Richtung Süden, es folgt eine Kurvenorgie. Auf schönen Straßen fahren wir Kurve um Kurve, wie viele mögen es wohl gewesen sein? Nach Esterzilli fahren wir wieder einmal längere Geraden, ist auch nicht immer unangenehm. Bis Escalaplano ist kaum ein Haus, geschweige eine Ortschaft zu sehen. In Ballao ist zu unserer Freude eine Tankstelle, die Kurve knapp vor San Vito wird plötzlich immer enger, stärker bremsen, umlegen und wir sind durch. Bis zum Campingplatz in Torre delle Saline sind es nur noch wenige Kilometer. Wir bauen unser Zelt auf, im kleine Restaurant ist für auch noch Platz, und wir plaudern mit den anderen Gästen über unsere Touren.

Tag 7, Dienstag, 7.5.2002 306 km
Die Stürmische Küste
Torre delle Saline – Selargius – Cagliari – Pula – Teulada – Chia – Pula – Cagliari – Villasimius – Torre delle Saline

Capo Ferrato

Capo Ferrato

Die Straße nach Selargius ist einmal mehr befahren. Hier müssen wir doch ein paar Autos, Busse und LKWs überholen. Die Straße ist in einer Schlucht und schön zu fahren. Nach Selargius nähern wir uns Gagliari, der Hauptstadt der Insel. Gagliari ist eine Großstadt, wir fahren die Umfahrungsstraße und an Erdölraffinerien vorbei Richtung Pula. Die Strecke ist wenig anspruchvoll, die Straße nach Teulada ist dann wieder kurvig. In Teulada kaufen wir unsere Essen und fahren an der Costa del Sud wieder Richtung Pula. Hier bläst uns ein starker Wind entgegen, wir müssen manche Kurve dreimal fahren, so böig ist der Wind. Wir sehen viele schöne Buchten mit türkisfarbenen Wasser und herrlichen Sandstränden. Hier hätten wir gerne unsere Mittagspause gehalten, aber bei diesem Wind unmöglich. Wir fahren wieder um Cagliari herum und dann der Küste entlang nach Villasimius. Wir sehen herrliche Strände entlang der Costa Rei, am Capo Ferrato trennen wir uns. Ich fahre auf Schotterwegen Richtung Campingplatz, die beiden Werners auf Asphalt. Unser Mittagessen wurde zum Abendessen umfunktioniert. Die Flasche Wein trinken wir im Zelt, draußen ist es etwas kühl und wir flüchten auch vor den Gelsen. Es fängt zu regnen an, es wird immer stärker und es gießt dann wie aus Kübeln. Plötzlich ein lauter Bums, was war das. Ein Motorrad, sage ich. Wir stürzen hinaus, meine BMW ist umgefallen. Der Boden ist immer weicher geworden, und der Hauptständer ist eingesunken. Wir heben die Maschine auf, und legen einen Stein unter den Seitenständer. Ab nun hoffen wir, dass das Zelt dicht bleibt.

Tag 8, Mittwoch, 8.5.2002 270 km
In den Bergen und heimische Worte
Torre delle Saline – San Vito – Villasalto – San Nicolo – Sant Andrea – Senorbi – Mandas – Sadali – Ulassai – Perdasdefogu – Escalaplano – Ballao – San Vito – Torre delle Saline

Torre Salinas

Torre Salinas

Das Zelt hat die Nacht ohne Wassereintritt überstanden, es gab nur wenig feuchte Stellen. Kein Regen mehr, wir brechen auf Richtung San Vito. Die Berge und Kurven haben uns wieder, das Wetter ist halbwegs gut und so fahren wir durch Wälder, Granitberge und Macchia. Unsere Tour wird an einer Kreuzung dann unterbrochen. Zwei Polizisten halten uns auf, der eine schaut sich mein Kennzeichen an, und sagt zum Kollegen Tedeschi. Wir sind von Austria sagen wir ihm, aus Wien. Für ein Gespräch reicht es aber nicht, die Sprachbarrieren sind zu groß. Die Beiden waren aber sehr freundlich und haben uns eine gute Weiterfahrt gewünscht. Hin und wieder tröpfelt es und bei Saddali tanken wir und sehen drei Motorräder mit Wiener Kennzeichen. In der Bar bei der Tankstelle werden wir von heimischen Worten empfangen, die drei sind mit dem Wetter nicht ganz einverstanden und geben uns die Schuld. Ist natürlich nur Spaß, es war auch ganz lustig die heimischen Worte mitten in Sardinien zu hören. Die Drei geben auf der nassen Straße ganz schön Gas, wir fahren lieber gemütlich Richtung Seui. Hier finden wir wieder einen Rastplatz, die Wolken sind zwar dunkel, wir bekommen nur ein Tropfen ab. Weiter geht es durch die menschenleeren Berge nach Perdasdefogu und Escalaplano. Die Kurve vor San Vito kennen wir jetzt schon, am Campingplatz angelangt, dürfen die beiden Werners ausnahmsweise wieder ihre Motorräder waschen. Die Sonne ist hervorgekommen, wir gehen an den Strand und können zum ersten Mal unsere Leiberl ausziehen. Abends essen wir im Restaurant, und trinken eine Flasche Wein.

Tag 9, Donnerstag, 9.5.2002 280 km
Ein sonniger Abschied
Torre delle Saline – Muravera – Genna Cresia – Tortoli – Dorgali – Orosei – Posada – Budoni -San Teodoro – Olbia

Genna Silana

Genna Silana

Heute ist es wolkenlos. Wir packen unsere Sachen ein, unsere übrigen Lebensmittel verteilen wir an unsere Nachbarn und wir starten unsere Mopeds. Die Straße führt uns geschwungen in einer Hochebene Richtung Tortoli, an einer Tankstelle eine kleine Pause. Danach geht es wieder hinauf, auf einer wunderschönen Straße erreichen wir unseren höchsten Punkt auf Sardinien, dem Genna Silana (1017m). Zwei Motorradfahrer sagen, dass die Strasse Richtung Dorgali durch einen Felssturz gesperrt ist, aber es gibt eine Umfahrung auf einer kleinen Schotterstraße. Meine Mitfahrer sind nicht begeistert, aber da müssen sie jetzt durch. 5km sind wir dann im Schotter gefahren, fast nur bergab, die zwei sind aber souverän hinunter gekommen. In Orosei finden wir nach langer Suche ein offenes Restaurant, mehr als Pannini gibt es aber auch nicht. Wir fahren der Küste entlang Richtung Olbia. Nach Possetta gehen wir noch an einen schönen Sandstrand, in San Teodoro nach die letzte Jause auf der Insel. Jetzt ist es nicht mehr weit nach Olbia, am Hafen sehen wir wieder unsere Fähre und checken ein. Mit anderen Motorradfahrern plaudern wir noch über unsere Erlebnisse auf der Insel und pünktlich um 22.00 Uhr legt die Fähre ab.

Tag 10, Freitag, 10.5.2002 549 km
Die Stallluft wird gewittert
Livorno – Lucca – Pistoia – Porretta Terme – Bologna – Padova – Venezia – San Daniele – Gemona – Tarvisio – Arnoldstein

Wieder in Livorno, schwarzen Wolken am Himmel, auf der Autostrada leichte Tropfen, diesmal ziehen wir uns gleich das Regengewand an. Die Zeit des Anziehens hat ausgereicht, dass wir dann nicht im Regen gefahren sind, einzig die Straße war nass. Über den Apennin fahren wir auf der Bundestrasse und vor Bologna wieder auf die Autobahn. Das Regengewand wird verstaut, wir stärken uns mit Panini und weiter Richtung Venezia. Werner 2 packt nach Venedig der Stalltrieb, er fährt auf der Autobahn weiter nach Wien. Werner und ich fahren durch Friaul, und durchs Kanaltal Richtung Österreich. Der Sprit reicht noch bis nach der Grenze und in Arnoldstein quartieren wir uns beim Schnitzelwirt ein.

Tag 11, Samstag, 11.5.2002 422 km
Im Duett nach Hause
Arnoldstein – Villach – Sankt Veit – Brückl – Klippitztörl – Deutschlandsberg – Gleisdorf – Hartberg – Mönichkirchen – Aspang – Wien

Wir finden eine schöne Route für die Heimfahrt. Vorerst durch Villach und über Feldkirchen nach St. Veit. Nach Brückl fahren wir dann über das Klippitztörl und weiter über die Weinebene nach Deutschlandsberg. Graz umfahren wir auf der Südautobahn, in Gleisdorf fahren wir ab. Nach Hartberg essen wir zu Mittag, über den Wechsel ist so wenig Verkehr wie in Sardinien. Nach Aspang fahren wir wieder auf die Autobahn Richtung Wien.

Insgesamt war ich 3896km unterwegs. Auf Sardinien findest du mit jedem Motorrad deine Traumtour. Die Strassen sind in einen sehr guten Zustand, viele Kurven und wenig Verkehr. Die Landschaften sind schön, die Ortschaften sind teilweise ärmlich und es noch sehr ruhig. Der Tourismus ist noch nicht sehr verbreitet, konzentriert sich an der Küste und dann auch nur im Juli und August. Die Preise sind aber dann auch doppelt so hoch wie außer der Saison. Die Tourenplanung erfolgte mit Autoroute 2002. Infos über Sardinien haben wir aus Reisenführern entnommen, vieles habe ich auch im Internet gefunden. Als Karten habe ich für Österreich einen Straßenatlas 1:200.000 vom ÖAMTC, für Sardinien eine Karte 1:200.000 von Shell und für Italien eine Karte 1:500.000 Kümmerly&Frey verwendet.

© Martin – Erstellt von Martin im Mai 2002 – Aktualisiert am 14.10.2012

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