Die Herbsttour führte uns nach Polen. Die An- und Abreise erfolgte für Helmut und mich mit dem Auto und Anhänger, Gerhard und Herbert sind die gesamte Strecke mit den Bikes gefahren. Der Start der Tour war am 29. August 2003 und endete am 7. September 2003. Insgesamt war ich etwa 1500 km mit dem Bike unterwegs.

Teilnehmer: Gerhard E., Helmut, Herbert und Martin

Tag 1, Freitag, 29.8.2003

Stürmische und rumpelige erste Etappe

Döbling – Pillichsdorf – Breclav – Brno – Olomuc – Frýdek-Místek – Katowice – Czestochowa

Die KTM ist am Anhänger verstaut, ich fahre zu Helmut und in Pillichsdorf wird seine GS auf den Anhänger gestellt. Auf geht’s Richtung Tschechien, der Grenzübergang nach Breclav ist klein, keine Wartezeit und bei der ersten Tankstelle die Vignette für die Autobahn. Das Wetter ist stürmisch und nach Brno fängt es zu regnen an, zeitweise glauben wir die Welt geht unter. In Olomuc ein Stau, weiter nach Frýdek-Místek, an der Grenze zu Polen ist ein Stau, nach einer halben Stunde sind wir in Polen. Die Straßen werden rumpliger, die Spurrinnen der LKW werden uns durch ganz Polen verfolgen. Ein SMS informiert uns über die Ankunft von Gerhard, Herbert und die Bungalownummer am Campingplatz. Wir haben noch ein Stück, um 22.30 Uhr erreichen wir den Campingplatz in Czestochowa.

Tag 2, Samstag, 30.8.2003

Keine Zloty und Papiere

Czestochowa – Warszawa – Ostroleka – Piecki

Helmut und ich starten zuerst, die beiden Biker folgen nach. Irgendwo vor Warszawa werden wir von der Polizei gestoppt. Ich bin zu schnell unterwegs gewesen. Der Polizist ist freundlich, fordert die Papiere für die Fahrzeuge. Er zeigt mir die Radarpistole 93 km/h statt 70. Die grüne Versicherungskarte für den Anhänger will er auch sehen, die habe ich nicht, ich erkläre, dass der Anhänger ja keinen Motor hat, und somit keine Karte braucht. Der Polizist ist damit nicht zufrieden, 100 Zloty will er haben und fängt an einen Strafzettel zu schreiben. 70 Zloty haben Helmut und ich gemeinsam, wir zeigen ihm unseren Reichtum, der Polizist wirft den Block auf die Ablage und deutet uns weiterzufahren. Gerard und Herbert sind an uns vorbeigefahren, wir treffen sie kurz danach. Durch Warszawa fahren wir gemeinsam, danach Mittagspause. Weiter fahren wir wieder getrennt, kurz vor dem Ziel kommen sie uns entgegen, bemerken den Irrtum und gemeinsam erreichen wir den Campingplatz in Piecki.

Tag 3, Sonntag, 31.8.2003 244 km

Die erste Erkundungstour

Piecki – Biskupiec – Barzcewo – Olsztyn – Stawiguda – Pasym – Dzwierzuty – Piecki

Masuren

Masuren

Heute ist für Helmut und mich der erste Fahrtag mit unseren Mopeds. Wir fahren Richtung Biskupiec, die Nebenstraßen sind teilweise als Sandstraßen gebaut, mit unseren Enduros kein Problem. Wir fahren durch die hügelige Landschaft der Masurischen Seenplatte, Kühe, Pferde und kleine Dörfer sind an der Strecke. Wir fahren ein Stück auf einer Hauptstraße bis Biskupiec, zeigen ab und danach wieder auf Nebenstraßen Richtung Barzcewo und Olsztyn. In Olsztyn eine Stadtbesichtung, die Stadt ist sehr schön hergerichtet, an den Häuser ist der deutsche Baustil zu erkennen. Der Deutschorden hat in Olsztyn eine Burg errichtet, ist aus Backsteinziegel erbaut und nicht die einzige Burg dieser Art in Masuren. Wir kaufen uns noch ein Brot, fahren wieder weiter, es gibt einen kurzen Regenschauer, an der Strecke finden wir im Wald einen schönen Picknickplatz, genießen unsere Jause und die gute Luft. Weiter nach Stawiguda, Pasym und Dzwierzuty. In Rybno folgt wieder eine unbefestigte Straße, durch die Regenfälle gibt es viele Lacken, anfangs sind wir noch vorsichtiger, Herbert und ich haben Stollenreifen montiert und nach einigen üben, fahren wir schon flotter durchs Wasser. Nach Pieki ist es nicht weit, nach der Körperpflege ins Wirtshaus. Wir genießen die polnischen Speisen und besprechen die Erlebnisse des Tages.

Tag 4, Montag, 1.9.2003 212 km

Die Burgenrunde

Piecki – Mragowo – Ryn – Gizycko – Wegorzewo – Srokowo – Gierloz – Ketryn – Mragowo – Piecki

Wolfsschanze

Wolfsschanze

Vorerst nach Mragowo, Ryn und Gizycko auf der Hauptstraße. In jeder größeren Stadt gibt es eine Burg des Deutschordens, danach die vielen kleinen und großen Seen. Zwischen Gizycko und Wegorzewo fahren wir eine Schleife auf Nebenstraßen Wir fahren durch die typischen Alleen, teilweise auf grobem masurischem Pflaster und auf Sandstraßen, finden einen Rastplatz und genießen die unberührte Landschaft. In Gierloz ist die Wolfschanze, das Führerhauptquartier im zweiten Weltkrieg. Die russische Armee versuchte die Bunker zu sprengen, was aber nicht ganz gelungen ist. In einem Wald liegen den Betonteile verstreut, die Bunker sind teilweise zerstört, die Bunker sind Moos umgeben. Was die Streitmacht nicht geschafft hat, wird hier die Natur erledigen. Nach Ketryn noch ein Zwischenstopp in Swieta Lipka, ein wunderschönes Barockkloster und Wallfahrtsort. Nach Piecki ist es nicht mehr weit und heute Abend fahren wir mit dem Auto nach Mragowo, wir entdecken ein Restaurant, hier schmeckt es uns so gut, dass wir das Lokal zu unserem Stammlokal erklären.

Tag 5, Dienstag, 2.9.2003 335 km

Zur stürmischen und regnerischen Ostsee

Piecki – Biskupiec – Jeziorany – Dobre Miasto – Orneta – Mlynary – Frombrok – Pieniezno – Lidzbark Warminksi – Jeziorany – Biskupiec – Piecki

Ostsee

Ostsee

Am Morgen scheint die Sonne, wir erwarten uns einen schönen Tag. Die Strecke nach Biskupiec kennen wir schon, im Wald werden wir von einem Polizisten aufgehalten. Ob wir uns verirrt haben, will der Polizist wissen, auf der Karte zeigen wir wo wir hin wollen, es ist der richtige Weg, damit ist er zufrieden. Danach ein Stück auf der Hauptstraße, es fängt zu regnen an, es geht auf Sandstraßen weiter nach Jezionary, danach nach Dobre Miasto auf der Hautstraße und weiter über Orneta nach Mlynary. Bis Frombrok fahren wir auf Nebenstraßen, wir finden in Frombrok einen Rastplatz, es ist stürmisch aber wenigsten die Sonne scheint wieder. Auf einen Steg fotografieren wir unsere Bikes vor der Ostsee. Nach der Pause geht’s über Pienierzno und Lidzbark Warminksi auf Nebenstraßen nach Jeziorany. Es hat wieder zu regnen begonnen, Herbert und ich fahren wieder dieselbe Strecke retour, Gerhard und Helmut wählen die Route über befestigte Straßen. In Piecki treffen wir uns wieder, heute sind wir nass geworden, leider haben wir keine Heizung im Apartment und die nassen Sachen werden bis morgen kaum trocken sein. Heute fahren wir wieder ins Dorfwirtshaus, wir haben noch nicht alle Speisen getestet.

Tag 6, Mittwoch, 3.9.2003 242 km

Zur Marienburg

Piecki – Szczytno – Jedwabno – Olsztynek – Grunwald – Ostroda – Zalewo – Dzierzgon – Malbrok

Marienburg

Marienburg

Die Sonne ist wieder hier, wir fahren auf kurvigen Hauptstraßen durch Wälder und an Seen vorbei. In Olsztynek zweigen wir auf Nebenstraßen ab, fahren am Schlachtfeld bei Grunwald vorbei. 1410 war hier eine Schlacht des Deutschen Ordens gegen die Polen, die Polen gingen als Sieger hervor und der Deutschorden verlor seinen Einfluss an der Ostsee. Bis Ostroda fahren wir auf Nebenstraßen, in der lebendigen Stadt kaufen wir fürs Mittagessen ein. Kurz fahren wir auf einer Hauptstraße, zweigen ab und finden an einem See eine Raststelle. Bei Dzierzgon biegen wir auf die Hauptstraße nach Malbrok ab. Am Campingplatz nehmen wir uns ein Zimmer, es bleibt genug Zeit um die Marienburg zu erkunden. Die größte Backsteinburg der Welt hat riesige Ausmaße, die eigentliche Burg ist von zwei anderen Burgmauern umgeben. Leider wurde die Burg im zweiten Weltkrieg sehr zerstört, aber die Renovierungsarbeiten sind schon sehr weit fortgeschritten. Beeindruckend was im 13. Jahrhundert gebaut wurde. Nach längerer Besichtigung ist unser Durst groß, und zum Glück gibt es einen Biergarten in der nähe der Burg. Abendessen gibt es in einer Pizzeria, als Nachspeise essen wir noch köstliche süsse Pirogi.

Tag 7, Donnerstag, 4.9.2003 239 km

Ein Schlepplift für Schiffe

Malbrok – Elblag – Rychliki – Morag – Lukta – Klewki – Dzwierzuty – Piecki

Schlepplift

Schlepplift

Wir fahren nach Elbag, besichtigen kurz die Stadt. Hier ist auch der Beginn des Elblag-Ostroda-Kanals, wir wollen einer der Schleusen besichtigen. Von Elbag fahren wir auf Nebenstraßen nach Rychliki und schlussendlich finden wir auch die Schleuse. Um den Höhenunterschied zu bewältigen, werden die Schiffe hier über die Hügel mit einer Art Schlepplift gezogen. Wir besichtigen ein kleines Museum, nutzen die Zeit für die Mittagspause und erhalten sogar zwei Freiwürste vom Würstelstand. Nun kommt aber schon das Schiff aus Elblag und fährt auf den Schlitten und wird mit Hilfe von Wasserkraft nun über den Hügel gezogen. Danach fährt das Schiff wieder ins Wasser und weiter geht die Fahrt nach Ostroda. Erstaunt fahren wir Biker nun weiter nach Morag, umfahren auf Nebenstraßen Olsztyn. Es scheint die Sonne, aber das schlechte Wetter ist vor uns in unserer Richtung. Nach Dzwierzuty ein Gewitter, in einer Bushaltestelle stellen wir uns unter, es vergeht einige Zeit, es hört auf und wir fahren weiter. Herbert und ich wählen nach Rybno wieder die Strecke mit den 1000 Lacken, Gerhard und Helmut fahren auf befestigten Straßen nach Piecki. Es fängt wieder zu regnen an, wir werden von oben und unten angespritzt, ein Spaß ist es trotzdem. Heute fahren wir zum Abendessen in unser Stammlokal nach Mragowo.

Tag 8, Freitag, 5.9.2003 251 km

Richtung Osten

Piecki – Mikolajki – Milki – Wydmini – Elk – Bewomo Pieske – Ruciane Nida – Wojnowo – Piecki

Masuren

Masuren

Heute noch ein Traumtag in den Masuren, diesmal nur Sonnenschein. Der erste Halt ist Mikolajki, die Stadt ist der Haupttourismusort in den Masuren. Wir besichtigen die kleine Stadt, kaufen uns einen Räucheraal und fahren weiter Richtung Milki. Auf Nebenstraßen fahren wir durch die schöne Landschaft, nach Wydmini finden wir einen schönen Rastplatz und können den Räucheraal genießen. In Elk ist unser östlichster Punkt erreicht, wir kaufen uns einen Kaffee. Auf der Hauptstraße Richtung Bewomo Pieske, die Ortschaft liegt in einem Truppenübungsgebiet, am Ende des Gebietes fahren wir auf Sandstraßen Richtung Ruciane Nida. Wir finden eine schöne Bucht und halten für eine Jause, gestärkt fahren nun nach Wojnowo, auf Deutsch Eckertsdorf. Die Herrschaft fährt eine Ehrenrunde, danach nur noch ein Stück nach Piecki. Im Stammlokal schließen wir mit einem köstlichen Abendessen einen wunderschönen Tag ab.

Tag 9 und Tag 10 Samstag, 6.9. 2003 und Sonntag, 7.9.2003

Heimfahrt

Helmut und ich verstauen unsere Bikes auf den Anhänger, Herbert und Gerhard fahren voraus. Durch Warschau fahren wir eine andere Strecke in Czestochowa treffen wir uns wieder. Heute ist ein ziemlicher Rummel, eine Landwirtschaftliche Ausstellung und Maria Geburt füllen die Straßen und das Kloster. Bis spät in die Nacht ist hier ein Trubel. Am Sonntag trennen sich unsere Wege, ohne Vorfälle fahren wir bis Pillichsdorf. Die GS kommt vom Anhänger, danach für mich noch eine kurze Etappe nach Döbling.

 

Insgesamt war ich mit dem Motorrad 1523 km unterwegs. Nach Polen fahrt ihr mit dem Auto und Motorrad, da werdet ihr ohne die Fahrzeuge zurückkommen, haben uns viele Personen vorgewarnt. Polen hat unsere Erwartungen eigentlich übertroffenen, die Menschen waren freundlich, das Essen war sehr gut, der Campingplatz war in Ordnung und wir hatten nie das Gefühl, das uns hier etwas gestohlen wird. Die Straßen sind teilweise in einem schlechten Zustand, auf den Nebenstraßen ist wenig Verkehr und manchmal gibt es noch Sandstraßen. Die Landschaft in der masurischen Seeplatte ist noch ziemlich unberührt, der Fremdenverkehr findet hauptsächlich im Juli und August statt. Die Route habe ich zuerst mit Autoroute geplant, dann habe ich für mein GPS 72 Karten aus dem Autoatlas eingescannt, und Routen mit Hilfe von Fugawi erstellt. Das GPS war als Orientierungshilfe sehr nützlich, und hat seinen ersten Test gut überstanden. Der Campingplatz ist uns vom polnischen Fremdenverkehrsbüro in Wien empfohlen worden. Als Karten habe ich für Polen eine Karte von Freytag & Berndt 1:800.000 und einen Autoatlas 1:200.000, für Tschechien Euromap 1:450.000 verwendet. Mein besonderer Dank gilt Barbara und Karl, die mich über die polnischen Gerichte informiert haben, einen Blitzkurs in Polnisch gegeben haben und den Autoatlas besorgt haben. Mein Dank auch an Helmut für einen Teil der Fotos.

 

© Martin – Erstellt von Martin im Juni 2003 – Aktualisiert am 23.12.2012

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